von Stephan Krauss
Sales Manager LONGi Europe DG für die DACH-Region
In die Forderung nach einer Erneuerung der bauaufsichtlichen Zulassung für PV-Module gr??er als zwei Quadratmeter ist seit Oktober 2023 Bewegung gekommen. Mit der Aufnahme der Drei-Quadratmeter-Regel in die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBT) ebnet die Politik den Weg für Rechtssicherheit bei der Installation gr??erer Module auf D?chern in Deutschland, schafft Raum für Wettbewerbsf?higkeit und kommt damit auch den Bedürfnissen des Marktes nach. Ein ?berblick über die Situation in den einzelnen Bundesl?ndern.
Bisher hatten Solarmodule mit einer Einzelfl?che von mehr als zwei Quadratmetern für D?cher mit bis zu 75 Grad Neigung keine baurechtliche Zulassung. Für Installationen dieser Art war eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung notwendig, die komplex und zeitaufwendig ist. Die Grundlage dieser Bestimmung ist in der MVV TB des Deutschen Instituts für Bautechnik festgehalten, die wiederum als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Im Oktober 2023 erneuerte das DIBT die entsprechende Vorschrift und erh?hte die zul?ssige Einzelfl?che für Solarmodule mit mechanisch gehaltenen Glasdeckfl?chen auf bis zu drei Quadratmeter. Einige Bundesl?nder sind der Neuregelung inzwischen gefolgt, darunter Hessen, Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, und haben ihre Landesbauordnungen (LBO) angepasst. Ab Juli 24 folgt dann auch Baden-Württemberg. Die Mehrheit der übrigen Bundesl?nder plant bis Ende 2024 die neue Drei-Quadratmeter-Regel in Landesrecht umzusetzen.
Drei-Quadratmeter-Regel erh?ht die Wettbewerbsf?higkeit und setzt den Rahmen für eine schnellere Umsetzung der klimapolitischen Ziele
Die Novellierung der MVV TB war ein wichtiger und l?ngst überf?lliger Schritt. Installateur*innen k?nnen damit gr??ere Module für Photovoltaik-Dachanlagen rechtssicher verbauen. Die Produktvielfalt nimmt zu und Installateur-Betriebe sind noch besser in der Lage, das richtige Produkt für das jeweilige Dach und die individuellen Bedürfnisse zu w?hlen.
Neue Standardisierungen, z. B. bei der Wafer-Gr??e, auf dem weltweiten PV-Markt führen h?ufig zu einer entsprechenden Ver?nderung der Modulgr??en. Erst im August 2023 haben sich namhafte PV-Hersteller, darunter LONGi, auf eine neue Standardabmessung für Module und rechteckige Wafer geeinigt. Vor diesem Hintergrund war und ist es wichtig, auch in Deutschland die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen zu setzen, um in Europa und global wettbewerbsf?hig zu bleiben. Vereinheitlichungen und neue Standards stellen für die PV-Branche ein wichtiges Instrument dar, um Kosten zu reduzieren und Risiken zu senken. Von den niedrigeren sogenannten Stromgestehungskosten (LCOE) profitieren dann auch Anbieter und Kunden. Solarenergie ist im Vergleich zu vor 10 Jahren zur günstigsten und damit erschwinglichsten Energiequelle avanciert. Sie ist ein wichtiger Hebel für eine sozial gerechte Energiewende. Gleichzeitig ist eine weitere konsequente Steigerung der Zubauraten im Solarbereich notwendig, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen.
Hohe Leistungsklassen sind beliebt – doch die Frage nach der Effizienz bleibt
Zuletzt fragt der Markt regelm??ig nach h?heren Leistungsklassen. Die werden zum einen aus technologischer Sicht über die Zell- und Moduleffizienz erreicht, zum anderen über die schiere Gr??e der Wafer und damit Module. Doch auch hier gibt es Grenzen, vor allem in physischer Hinsicht. Die Nutzung sehr gro?er Module auf geneigten D?chern kann einschr?nkend sein. Ein Gro?teil der Installateur*innen erledigt die Montage weiterhin mit reiner Muskelkraft - ohne den Einsatz von zus?tzlichem Ger?t. Im Idealfall sollten Module daher hinsichtlich Gr??e und Gewicht für die Montage durch eine Person geeignet sein, insbesondere bei Aufdachkonstruktionen mit steiler Neigung. Bestand hat weiterhin: Nicht ausschlie?lich die Gr??e eines Moduls ist wichtig, sondern seine Effizienz. Der Wirkungsgrad eines Solarmoduls bezieht sich auf seine F?higkeit, Sonnenlicht in Strom umzuwandeln. Es gibt kleinere Solarmodule, die einen h?heren Wirkungsgrad haben und somit mehr Watt pro Quadratmeter liefern als gr??ere Module.
?bersicht zur Umsetzung der Drei-Quadratmeter-Regel in den Bundesl?ndern
Knapp neun Monate nach der Novellierung der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen und der Musterbauordnung (MBO) des DIBT blicken wir auf die Bundesl?nder und den Stand der Entwicklungen bei der Einführung der neuen Regelung. Die nachfolgende Auflistung ist das Resultat der Rückmeldungen aus den jeweiligen Landesbeh?rden. Mit Ausnahme von einem Bundesland, Schleswig-Holstein, haben alle Bundesl?nder entweder die Einführung bereits abgeschlossen oder geplant. Vier Bundesl?nder, Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, haben die neue Bestimmung bereits zügig umgesetzt. Baden-Württemberg plant die Einführung Ende Juni 2024. Damit w?ren fl?chenm??ig rund 70 Prozent des deutschen Marktes bereits abgedeckt. Sieben Bundesl?nder richten ihre Umsetzung an der aktuell laufenden Anpassung des MVV TB 2024/1 aus und planen sie bis zu drei Monate nach der Ver?ffentlichung. Nach erfolgreicher Notifizierung der ?nderungen der MVV TB 2024/1 nach der Richtlinie (EU) 2015/1535 würde die Ver?ffentlichung sp?testens im Herbst erwartet, teilte das DIBT mit. Alle weiteren gaben an, die Regelung noch 2024 in Landesrecht umsetzen zu wollen, mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt, das sich die M?glichkeit der Umsetzung bis zum 2. Quartal 2025 offenh?lt.
Tabelle der Bundesl?nder und Stand zur Umsetzung der Drei-Quadratmeter-Regel
(Stand, 30.5.24 - Alle Angaben sind ohne Gew?hr da sie regelm??igen Ver?nderungen durch die Beh?rden unterliegen.)
Baden-Württemberg
Landesbauordnung für Baden-Württemberg (LBO)
Geplant für Ende Juni 2024
Bayern
Bayerische Bauordnung (BayBO)
Im November 2023 umgesetzt
Berlin
Bauordnung für Berlin (BauO Bln)
Geplant für 2024 nach V? der neuen MVV TB 2024/1
Brandenburg
Brandenburgische Bauordnung (BbgBO)
Geplant für 2024 nach V? der neuen MVV TB 2024/1
Bremen
Bremische Landesbauordnung
Geplant bis M?rz 2025
Hamburg
Hamburgische Bauordnung (HBauO)
Geplant für 2024 nach V? der neuen MVV TB 2024/1
Hessen
Hessische Bauordnung (HBO)
Umgesetzt im August 2023
Mecklenburg-Vorpommern
Landesbauordnung Mecklenburg-Vorpommern (LBauO M-V)
Geplant für 2024 nach V? der neuen MVV TB 2024/1
Niedersachsen
Nieders?chsische Bauordnung (NBauO)
Umgesetzt im Dezember 2023
Nordrhein-Westfalen
Bauordnung für das Land Nordrhein-Westfalen
Umgesetzt im M?rz 2023
Rheinland-Pfalz
Landesbauordnung Rheinland-Pfalz (LBauO)
Geplant zwischen August und Oktober 2023
Saarland
Saarl?ndische Landesbauordnung (LBO)
Geplant für 2024 nach V? der neuen MVV TB 2024/1
Sachsen
S?chsische Bauordnung
Geplant für 2024 nach V? der neuen MVV TB 2024/1
Sachsen-Anhalt
Bauordnung des Landes Sachsen-Anhalt (BauO LSA)
Geplant für 2024, ggfls. 2025, nach V? der neuen MVV TB 2024/1
Schleswig-Holstein
Landesbauordnung für das Land Schleswig-Holstein (Landesbauordnung - LBO)
Offen
Thüringen
Thüringer Bauordnung (ThürBO)
Geplant für 2024
Die Tabelle steht hier zum Download bereit. Alle Angaben sind ohne Gew?hr unter unterliegen stetigen ?nderungen der Landesbeh?rden.
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